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Interview

...... mit Frau Higgins - Wells, einer Nachfahrin von Matthias Peter Besch / Parsch und Elisabeth Hamacher.

Geschichtswerkstatt (GW):
Frau Higgins-Wells, wir freuen uns sehr, dass Sie uns etwas über das Schicksal der Lammersdorfer Auswandererfamilie erzählen wollen. Dürfen wir Sie Denise nennen? - Also, was geschah als die Familie Besch in den USA ankam?

Mrs.H-W:
Natürlich können Sie mich Denise nennen. - Sie haben ja schon berichtet, dass sich die Beschs in den USA Parsch nannten. Ich werde also von den Parschs sprechen.
Herr und Frau Parsch aus Lammersdorf, Preußen, kamen mit ihrer Familie im Herbst 1843 in New York an. Dort wurde der jüngste Sohn der Familie, Anton / Anthony, geboren. Elisabeth Parsch (Hamacher) starb bald nach Antons Geburt. Die Familie lebte vier Jahre in Buffalo, NY, denn dort gab es eine sehr große deutschstämmige Gemeinschaft. Sie müssen bedenken, dass die Parschs zur Zeit ihrer Einwanderung kein Englisch sprachen. Da war es wichtig, sich im Umfeld von Menschen auf zu halten, mit denen man sich verständigen konnte.
Viele Einwanderer zogen dann in Orte, in denen sich Freunde schon niedergelassen hatten. Vielleicht kamen die Parsch so nach Cleveland,OH.

GW:
Um einen Eindruck zu bekommen, wo sich die Familie Besch/Parsch aufgehalten hat, blenden wir einen Kartenausschnitt vom Nordosten der Vereinigten Staaten ein.

nordost2 


Denise, gab es einen Grund für die Besch / Parschs sich in Ohio nieder zu lassen?

Mrs.H-W:
Nun, in der Region um Cleveland gab es viel Arbeit und wegen der großen Seen und der reichhaltigen Böden auch wunderbare Möglichkeiten Landwirtschaft zu betreiben. Auch hat Avon,OH, wo Matthias Peter und drei seiner Kinder sich niederließen, auch heute noch eine große deutschstämmige Gemeinschaft.

GW:
Können Sie uns einen Eindruck vermitteln, wie die Beschs wohl seiner Zeit gelebt haben?

Mrs.H-W:
Das ist sehr schwer zu sagen. Am ehesten geben die Zeugnisse in den Museen davon Auskunft. Also, was soll ich sagen, in New York sicher keine luxuriösen Wohnungen und sicher viel und harte Arbeit. Matthias Peter Parsch war Arbeiter.

GW:
Denise, ihr UrUr- Großvater Christian hatte ja eine Bilderbuchkarriere, also das, was man sich hier in Europa unter einer geglückten Auswanderung vorstellt.

Mrs.H-W:
In der Tat! Nach seiner Ankunft in New York besuchte Christian dort eine katholische Schule. Er war gerade 11 Jahre alt. Nach dem Umzug nach Cleveland,OH, setzte er seine Ausbildung in der öffentlichen Schule von Cleveland fort. Im Alter von 17 Jahren begann er eine Lehre als Schiffszimmermann. Mit 24 Jahren zog er nach Elyria,OH, wo er als Angestellter arbeitete. 1869 begann seine Karriere als Bauunternehmer (constractor and builder). 1873 übernahm er die Firma Hart, Fisher & Williams und betrieb ein Hobelwerk (planing mill) und einen Holzhandel. Er handelte mit einer Vielzahl von Produkten, Fenstern, Schindeln, Rolladen, Drechselwaren etc.
Ja, Christian war eine so fleißige und vorausblickende Person, sodass sein Erfolg einfach zwangsläufig war.

GW:
Das folgende Bild zeigt die Firma des Christian Besch/Parsch zu Ende des 19. Jahrhunderts.

beschholz 

GW:
Denise, wie waren die familiären Verhältnisse von Christian Besch / Parsch?

Mrs.H-W:

Christian heiratete 1859 Catherine Herbert, eine gebürtige Irin. Das Bild zeigt die Familie.

famchristbesch 

Unten rechts sehen Sie den in Lammersdorf geborenen Christian Parsch, in der Mitte seine Frau Catherine, umgeben von ihren 8 Kindern. Die drei Söhne haben den Holzhandel nach dem Tode Christians im Jahre 1905 fortgeführt. Catherine starb 1906.
Ich habe auch ein Foto von dem Parsch Haus. Vor dem Haus sehen Sie meine Urgroßmutter Mary Jane Parsch.

hauschrisbesch 
Das ist meine Urgroßmutter.

maryjaneparsch 

GW:
Sehr schön Denise. Aber was ist mit den andern Besch-Kindern geschehen?

Mrs.H-W:
Nun, wie das so geht im Leben. Der Kontakt zu den anderen Parsch und deren Abkömmlingen hat sich im Laufe der Zeit mehr und mehr gelockert. Ich weiß, dass die Tochter von Matthias Peter, Catherine, einen deutschstämmigen Schuster geheiratet hat. Das Ehepaar hatte 10 Kinder. Der Vater, Matthias Peter, ist 1873 im vierundsiebzigsten Lebensjahr bei ihr gestorben.
Anna Maria hat einen Farmer geheiratet, der aus Lothringen oder dem Elsass stammte. Sie hatten 8 Kinder.
Peter Parsch hat sein Leben lang in einer Fabrik gearbeitet. Er lebte in Elyria und war mit Ann Herbert verheiratet, mit der er sieben Kinder hatte.
Der jüngste Sohn, Anthony, war Teilnehmer im Bürgerkrieg, später hat er auf einer Farm gearbeitet.

GW:
Eine letzte Frage noch, Denise. Würden Sie sagen, dass das Abenteuer der Auswanderung für die Beschs und deren Nachkommen glücklich ausgegangen ist?

Mrs.H-W:
Das kann ich nicht umfassend beantworten. Ich denke, dass sie auf jeden Fall hier in den USA bessere Bedingungen vorgefunden haben als in old Germany. Für Christian Parsch und seine Nachkommen würde ich die Frage bejahen. Im Großen und Ganzen, denke ich, sind alle gute Bürger der Vereinigten Staaten gewesen.

GW:
Vielen Dank für das Interview, Frau Higgins-Wells!

Unser Dank gilt auch Frau Iffland-Richter für ihre Hilfe bei der Recherche vieler Einzelheiten.

Nachtrag:
Den Namen Besch gibt es in Lammersdorf schon lange nicht mehr. Aber die Beschs müssen schöne Töchter gehabt haben, tauchten sie doch in vielen Lammersdorfer Familien als Ehepartner auf:

Und das ist Frau Higgins - Wells. Sie war so freundlich uns ein Bild zur Verfügung zu stellen.

denise higgins wells 

Nachtrag II


Im Laufe des 19. Jahrhunderts sind außer den Beschs weitere Familien/Personen aus Lammersdorf nach Amerika ausgewandert. In einigen Fälle ist die Auswanderung nur wahrscheinlich, da die betreffenden Familien/Personen ihren gesamten Besitz verkauft haben und dann in den Personenstandsbüchern nicht mehr auftauchen. Sie sind durch (?) gekennzeichnet.

  • Anton Johnen (*1827) "wanderte nach Amerika aus und kehrte als reicher Mann zurück"(J.Kreitz)
  • Matthias Peter Lutterbach (*31.7.1798) oo Anna Maria Besch (*30.5.1805), wahrscheinlich mit drei Kindern. Lutterbach war in erster Ehe mit Anna Helena Peters (*30.5.1805; + 27.10.1830) verheiratet.
  • Johann Martin Kopp (*1777) (Witwer) mit drei Kindern, Simon Matthias, Anna Elisabeth und Johann Josef; Laut Auswanderungsliste der Bürgermeisterei Lammersdorf vom 24.7.1846 nach Nordamerika ausgewandert (Info von Josef Löhrer, Simmerath)
  • Thomas Mathar (*1841) oo Anna Catharina Jansen (*1846)
    `Das Ehepaar wanderte nach 1876 nach Amerika aus. Es kehrte zurück, um einen Hausverkauf mit der kath. Kirche zu regeln. Thomas bleib in Lammersdorf, Anna Catharina fuhr nach Amerika zurück. (J.Kreitz)
  • Johann Hubert Stollenwerk (*1804) oo Gertrud Johnen (*1805) wanderten 1846 nach Amerika aus, mit ihnen die Kinder Johann Arnold (*1830), Mathias Hubert (*1835), Antonius (*1837) und Anna Maria (*1843).

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