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Zusammenfassung / Bewertung

Während des 19. Jahrhunderts gelang den Volksschullehrern sozialer Aufstige und gesellschaftliche Anerkennung.
Ausgangspunkt war, den Unterricht als Nebentätigkeit ohne besondere Qualifikationsmerkmale zu betrachten. Wenn man sich die Charakterisierung von Görres ins Gedächtnis ruft, so war die Lehrtätigkeit mit den Leistungen von Schweinehirten und Tagelöhnern vergleichbar. Das bedeutete
"Viele Lehrer lebten mit ihren Angehörigen in Not und Elend, von den Mitmenschen wenig geachtet und sich selbst nicht viel wert."1)
Sie besaßen kaum ein Zusammengehörigkeitsgefühl und bildeten keine einheitliche Berufsgruppe

Am Übergang vom 19. zum 20 Jahrhundert bildeten die Volksschullehrer eine einheitliche Berufsgruppe mit eigenen Verbänden, geregelter Ausbildung und gesichertem Einkommen. 1909 erhielten sie den Beamtenstatus und die damit verbundene Absicherung bei Krankheit und Dienstunfähigkeit, die die vorher bestehenden beruflichen Selbsthilfeeinrichtungen ablöste. 

Gottfried Krapp steht als Lehrer in dieser Entwicklung. Im Gegensatz zu älteren Lehrergenerationen hatte er  eine Seminarausbildung und ein qualifizierendes Abschlußzeugnis. Seine erzielte Abschlußnote im Seminar eröffnete ihm jedoch als Wirkunskreis lediglich wenig attraktive und eher kapitalschwache Landgemeinden wie z.B. Lammersdorf. 
Die Wohnbedingungen  im Schulhaus von Lammersdorf waren, laut Pfarrer Strunk, eine Zumutung, die Arbeitsbedingungen als Lehrer ebenfalls. Es ist heute kaum zu glauben, dass Krapp als einziger Lehrer über 100 Schülerinnen und Schüler in einem relativ kleinen Raum "beschulte". Vor diesem Hintergrund ist der berüchtigte Rutenstock wohl eher als Notwehrinstrument ein zu stufen.
Sein Lehrereinkommen war zwar noch recht dürftig, jedoch war es ein durch die Gemeinde garantiertes fixes Einkommen, das nicht mehr, wie bei früheren Lehrergenerationen mit der Zahl der am Unterricht teilnehmenden Schüler und Schülerinnen schwankte.
Krapp war, im Gegensatz zu späteren Lehrergenerationen, noch auf eine Nebentätigkeit (u.a. Putzen der Kirche) als Küster angewiesen.
Die dadurch bedingte Abhängigkeit, verstärkt durch die in den Landschulen vom Pfarrer dominierte Schulaufsicht 2)belastete das Krappsche Arbeitsverhältnis. 
Als er 1850 wegen eines Zerwürfnis mit dem Pfarrer Bonn Lammersdorf verließ, war er laut Schulchronik ein von allen geachteter Lehrer und damit weg vom Image eines Schweinehirten oder Tagelöhners. 


1) Wynands, Dieter P.J.; Die Herausbildung des Lehrerstandes im Rheinland während des 19. Jahrhunderts; S.161
2) Die von vielen Lehrer als beengend empfundene kirchliche Schulaufsicht endete 1872 im Rahmen des sogenannten Kulturkampfes.

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