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Lammersdorf während der nationalsozialistischen Diktatur

(1933 - 1945)

Dieser Abschnitt ist, was die Lammesdorfer Vorgänge angeht, kaum erforscht. Das sollte nachgeholt werden. Der folgende Text ist als ein kleiner, bescheidener Beitrag zu verstehen, diesen geschichtlichen Zeitabschnitt aufzuhellen. Bei seiner Abfassung habe ich mich vor allem auf eine Dokumentation gestützt, die Toni Offermann als Schüler des Leistungskurses Geschichte am St.-Michael-Gymnasium in Monschau in den Jahren 1987/88 zum Thema "Die nationalsozialistische Machtergreifung in Monschau 1933" angefertigt hat. Obgleich dies eine hervorragende Arbeit ist, reichen die aus ihr hergeleiteten Inhalte bei weitem nicht aus, um einen möglichst vollständigen und konkreten Abriss der Ereignisse sowie des Lebens während der nazistischen Diktatur in unserem Heimatort darzustellen. Folgende Aspekte sollten bei weiteren Recherchen gründlich untersucht werden: Stärke und Einflussnahme der NSDAP in der Verwaltung, auf das Vereinsleben, die Jugend, die Geschäftsführung sowie die Belegschaft der Firma Junker und die Bauernschaft. Schließlich müsste man das Femdarbeiterdasein, die zunehmende Bedrängnis der schulischen Arbeit und des kirchlichen Lebens durch die Nazis sowie die wachsende Opposition der katholischen Kirche und anderer gegen die Machenschaften des Naziregimes widerspiegeln. Selbstverständlch sind der Auswahl der Aspekte keinerlei Grenzen gesetzt; auch Berichte zu hier nicht angeführten Gesichtspunkten sind durchaus erwünscht. Bei allem sind wir der festen Überzeugung, dass der Grad der Konkretheit, der Wahrhaftigkeit und Authenzität der Aussagen in dem Maße wächst, wie es gelingt, Zeitzeugen oder Verwandte von Zeitzeugen zum Mitmachen zu gewinnen und weitere schriftliche Quellen zu erschließen.

Der besseren Übersicht wegen haben wir diesen Teil der Chronik in folgende drei Abschnitte gegliedert: Durchsetzung und Nutzung der nationalsozialistischen Machtverhältnisse, zivile Daten, II. Weltkrieg, Frontzeit.

Durchsetzung und Nutzung der nationalsozialistischen Machtverhältnisse 

Vier Gründe waren es, die dazu führten, dass sich die Machtergreifung durch d, ie Nationalsozialisten im Monschauer Land wesentlich undramatischer vollzog als in anderen Regionen:

  1. Die Wurzeln lagen in den desolaten politischen Verhältnissen der Weimarer Republik. Ihr Parlament, der Reichstag, hatte 1931/32 infolge der vielfältigen politischen Interessenkollisionen zwischen den Fraktionen seine Fähigkeit zur Mehrheitsbildung nahezu eingebüßt, sodass die Republik nur noch mittels Notverordnungen regierbar war. Das bot den Nährboden für die Nazipropaganda. Sie fand immer mehr Sympathisanten, indem sie versprach, Deutschland von Versailles unabhängig zu machen, den Aufschwung der Wirtschaft zu bewerkstelligen, die Massenarbeitslosigkeit zu beseitigen und Deutschland zu dem ihm gebührenden Platz sowie zu Autorität in der Welt zu verhelfen. Mit dieser Demagogie baute die NSDAP, die politische Partei der Nazis, ihre Position im Parlament immer mehr aus und ging schließlich ab Mitte 1932 als mit Abstand stärkste Kraft aus den Reichstagswahlen hervor. Die nachfolgende tabellarische Übersicht belegt diese Einschätzung: 
    reichstagswahlen
    Wie sich die Parteien-Konstellation seit 1928 im Kreis Monschau veränderte, wie auch hier die Stimmenanteile des Zentrums zurückgingen, dagegen jedoch die NSDAP immer mehr an Macht gewann, zeigt folgendes Säulendiagamm: 
    stimmenanteile
  2. Bis auf den Roetgener Bereich exsistierten im Kreis Monschau so gut wie keine KPD-Gruppen; Kommunisten waren die politischen Hauptfeinde der Nazis.
  3. Es gab keine besonders einflussreichen gewerkschaftlichen Organisationen.
  4. Mit Ausnahme einer Familie in Eicherscheid lebten im Kreis keine Juden

Die Ernennung Adolf Hitlers, des Führers der stärksten Partei, zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 war der Todesstoß gegen die Weimarer Republik und der Start in die nationalsozialistische Diktatur

Januar 33: In Monschau feierte man die Machtübernahme durch Hitler mit einem Fackelzug.

Febr. 33: Auf der Grundlage der in der Einleitung beschriebenen Konstellation vermochten die Nationalsozialisten ihr diktatorisches Regime in unserer Heimat ziemlich rasch und fast widerstandslos zu etablieren. Dies geschah vor allem durch

  • den Ausbau und die Festigung der Vormachtstellung der NSDAP, die mit der Zerschlagung der nicht nationalsozialistischen Parteien und der Gewerkschaften einhergingen,
  • die Demoralisierung und nationalsozialistische Durchdringung des Beamtenapparates sowie der kommunalen Führungsorgane, verbunden mit der zügigen Durchsetzung des Führerprinzips und der radikalen Entwertung der demokratischen Selbstverwaltung,
  • die Gleichschaltung des Vereins- und Verbandswesens sowie der Presse und des Rundfunks,
  • die Behinderung des kirchlichen Lebens und
  • durch die gezielte und systematische ideologische und politische Beeinflussung breiter Teile der Bevölkerung, besonders in demagogisch angelegten Versammlungen, Feiern und Kundgebungen

05.03.33: Reichstagswahl: Wie in der oben gezeigten Grafik nachgewiesen, ging die NSDAP im Gesamtmaßstab des Landes aus diesen Wahlen erneut als stärkste Kraft hervor. In Lammersdorf konnte sie mit 32,4 Prozent fast ein Drittel der Stimmen, das Votum von sage und schreibe 141 Wählern ergattern. 

12.03.33: Kreistagswahl: Bei dieser Wahl votierte rund ein Viertel der Wahlberechtigten Lammersdorfs für die Kandidaten der NSDAP. Dass dies weniger war als bei der Märzwahl des Reichstages, weist wohl auf darauf hin, dass aus örtlicher Sicht die größere Transparenz der nazistischen Machenschaften und persönliche Ressentimens gegen den einen oder anderen Kandidaten die Wahlentscheidung beeinflussten.

In der amtlichen Veröffentlichung der Wahlvorschläge für die Kreistagswahl tauchte mit der Nummer 28 eine sogen. "Arbeiterliste" auf. Möglicherweise handelte es sich um eine von Lammersdorf ausgehende Wählerinitiative, da auf der Liste ausschließlich vier Lammersdorfer Fabrikarbeiter kandidieren. - Auf der Liste 1 "NSDAP" kandidiert ein Lammersdorfer, auf der Liste 4 "Zentrumspartei" zwei und auf der Liste 30 "Christlich-Nationale Arbeitsgemeinschaft" ebenfalls zwei.

Alle Wahlentscheidungen - auf welcher Ebene auch immer - dokumentieren, dass der schädiche Bazillus der nazistischen Idelogie und Propaganda sich in den Köpfen von immer mehr Menschen festsetzte und zusehends ausbreitete.

28.03.33: Ein das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und NS-Regime charakterisierendes Dokument ist der Aufruf der deutschen Bischöe an die Christen zur Teue gegenüber der "rechtmäßigen Obrigkeit" und zur "gewissenhaften Erfüllung der staatsbürgerlichen Pflichten unter grundsätzlicher Ablehnung alles rechtswidrigen und umstürzlerischen Verhaltens".

01.04.33: Beginn des Boykotts jüdischer Geschäfte. - Da im Kreis Monschau, und zwar in Eichescheid, nur eine einzige jüdische Familie lebte, richteten sich die Angriffe vornehmlich gegen den geschäftlichen Verkehr mit jüdischen Krämern und Händlern in den Nachbarkreisen sowie gegen den Einkauf in jüdisch geführten Warenhäusern

Es verweist auf die bereits weit fortgeschrittene Gleichschaltung der gesamten Presse, dass die Monschauer Zeitungen den Boykottplan für den 1.4.1933 ausführlich propagierten, über alle antijüdischen Aktionen der NSDAP und des Staates eingehend berichteten und in der Folgezeit des Öfteren Bürger anprangerten, die noch bei Juden kauften.

19.04.33: Feierliche Einführung der am 12.3.1933 neu gewählten Gemeindevertretung von Lammersdorf im Saale Wirtz. - Die Veranstaltung vermittelt einen Einblick in die Methoden der Nazis bei ihrer Machtergreifung. Der Saal stand im Festschmuck. Umrahmt von Tannengrün, Hakenkreuz- und schwarzweißroten Fahnen, waren die Bilder des Reichspräsidenten von Hindenburg und des Reichskanzlers Adolf Hitler angebracht. Der Gemeindevorsteher eröffnete die Sitzung und begrüßte den im Auftrage des Kreisleiters der NSDAP anwesenden Vertreter, die SA-Leute, den Amtsbürgermeister und alle sonstigen Erschienenen. Er richtete dann eine Aufforderung an die neu gewählten Gemeinderatsmitglieder, sich hinter die Reichsregierung zu stellen und mitzuarbeiten im Interesse der Gemeinde und zum Segen des gesamten Vaterlandes.

Daraufhin nahm der Amtsbürgermeister das Wort zu einer größeren nationalen Ansprache, in der er den Werdegang der Erhebung des Reiches unter der Führung Adolf Hitlers würdigte. Er hob besonders die großen Verdienste Hitlers für das Deutsche Reich hervor und wies darauf hin, dass es nur ihm mit seiner großen Bewegung möglich gewesen sei, die Gefahren, die von links drohten, abzuwenden. Alle, so führte der Redner aus, seien dem Herrn Reichskanzler zu großem Dank verpflichtet und es sei eine heilige Pflicht eines jeden Deutschen, sich hinter die Regierung zu stellen und mit ihr an dem Aufbau des Vaterlandes zu arbeiten. Namens der Beamten und Angestellten gab der Redner die Versicherung ab, dass sie geschlossen hinter der Regierung stünden und bereit seien, in Treue mitzuarbeiten. Er erbat auch die Mitarbeit der Gemeindevertretung und aller Anwesenden im Sinne der Regierung. Die Ausführungen schlossen mit einem dreifachen Hoch auf den Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg, den Herrn Reichskanzler Adolf Hitler sowie auf das gesamte deutsche Vaterland. Hierauf wurde von allen Anwesenden stehend das Deutschlandlied gesungen. Nachdem der Amtsbürgermeister noch den ausgeschiedenen Gemeinderatsmitgliedern den Dank der Gemeinde für ihre treue Mitarbeit ausgesprochen hatte, wurden unter dem Vorsitz des Gemeindevorstehers die sechs gewählten Gemeindeverordneten durch Handschlag an Eides statt in ihr Amt eingeführt und verpflichtet. Daraufhin erfolgte einstimmig die Gültigkeitserklärung der am 12. März 1933 durchgeführten Gemeinderatswahl.

Bevor man in die Verhandlung über die Wahl des Gemeindevorstehers eintrat, ergriff der Vertreter des Kreisleiters der NSDAP das Wort. Er teilte mit, dass nach Anweisung der Parteileitung der neu zu wählende Gemeindevorsteher eingeschriebenes Mitglied der NSDAP sein müsse, da sonst seine Bestätigung nicht erfolgen könne. Dabei verwies er auf das Gleichschaltungsgesetz.

Nachdem die Gemeindeverordneten sich einstimmig für die Wahl im Wege des Zurufes ausgesprochen hatten, erhielt der bisherige Gemeindevorsteher vier Stimmen. Für den vom Fraktionsführer der NSDAP vorgeschlagenen Kandidaten wurden zwei Stimmen abgegeben. Der Vertreter des NSDAP-Kreisleiters legte namens der NSDAP Protest gegen die Wahl ein. Als stellvertretender Gemeindevorsteher wurde einstimmig ein Landwirt gewählt. Auf gemeinsamen Wunsch der Gemeindevertreter wurden die übrigen Punkte der Tagesordnung - Wahl des Schulvorstandes und der Kommissionen - vertagt.

Hierauf ergriff der Vertreter des NSDAP - Kreisleiters nochmals das Wort zu einer Ansprache, in welcher er die Verdienste des Herrn Reichskanzlers und sein Schaffen im Interesse des Volkes hervorhob und zur Mitarbeit aufforderte. Er gedachte weiter der gefallenen Helden des Ersten Weltkrieges und der Helden der nationalen Bewegung, welche im Befreiungskampf für die Nation ihr Leben gelassen hätten. Die Gefallenen wurden durch Erheben der Anwesenden von ihren Plätzen geehrt. Ferner gedachte der Redner des Geburtstages des Herrn Reichskanzlers am folgenden Tage und sprach ihm die herzlichsten Wünsche aus. Seine Ausführungen schlossen mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Herrn Reichspräsidenten und den Herrn Reichskanzler. Die Versammlung sang daraufhin zum Schluss stehend das Horst-Wessel-Lied.

April 33: Nach der Kreistagswahl forcierten die Nazis ihre Machtergreifung in den Kommunen. Sie degradierten, versetzten oder entließen unerwünschte Kommunalpolitiker. Nicht selten verleumdeten man die in Ungnaden befindlichen Beamten oder diskreditierte sie mit schikanösen Machenschaften derart, dass sie "freiwillig" resignierten. Im Kreis Monschau z.B. setzten die Nazis den verdienten, weithin anerkannten und geachteten Landrat Dr. Schwenzer ab und tauschten ihn gegen den ihnen genehmeren Dr. Laumen aus. 

Sehr bald auch wurde der politische Druck auf die soeben gewählten Kommunalparlamente so stark, dass nur noch den Nazis ins Konzept passende Beschlüsse gefasst und ebensolche Personalentscheidungen getroffen werden konnten.

19.04.33: Verleihung der Ehrenbürgerrechte der Stadt Monschau an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg

21.04.33: Verleihung der Ehrenbürgerrechte der Stadt Monschau an den Reichskanzler Adolf Hitler

Weder die Initiatoren noch die Motive der Monschauer Stadtväter sind dem Autor dieser Chronik bekannt.

20.07.33: Abschluss des Reichskonkordates zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl. - Es fixierte die Rechtsstellung der katholischen Kirche und Garantien zur Wahrung ihrer Freiheit.

24.07.33: Öffentlicher Dank des Episkopates anlässlich des Abschusses des Reichskonkordates:

„Hochzuverehrender Herr Reichskanzler!

Anerkennung und Dank aus Anlaß des Abschlusses des Reichskonkordats im Namen der in der Fuldaer Bischofskonferenz vereinigten Oberhirten auszusprechen, ist der Zweck dieser Zeilen.

Der Episkopat aller Diözesen Deutschlands hat, wie die öffentlichen Kundgebungen erweisen, soweit es nach der Neugestaltung der politischen Verhältnisse durch Eurer Exzellenz Erklärungen ermöglicht wurde, sogleich die aufrichtige und freudige Bereitwilligkeit ausgesprochen, nach bestem Können zusammenzuarbeiten mit der jetzt waltenden Regierung, die die Gewährleistung von christlicher Volkserziehung, die Abwehr von Gottlosigkeit und Unsittlichkeit, den Opfersinn für das Gemeinwohl und den Schutz der Rechte der Kirche als Leitsterne ihres Wirkens aufgestellt hat. Dass die harmonische Zusammenarbeit von Kirche und Staat zur Erreichung dieses hohen Ziels im Reichskonkordat einen feierlichen Ausdruck und feste, klare Grundlinien gefunden hat, ist insbesondere, nächst der Weisheit des Heiligen Stuhls, dem staatsmännischen Weitblick und der Tatkraft der Reichsregierung zu verdanken. Mit dem tiefen und herzlichen Dank für die rasche Verwirklichung dieser Vereinigung der höchsten Gewalten verbindet der Episkopat den dringenden Wunsch, dass auch in der Ausführung und Auswirkung ein herzliches und aufrichtiges Entgegenkommen herrschen möge, damit es der Kirche um so leichter werde, die hohen Kräfte unserer heiligen Religion in Förderung von Gottesglauben, Sittlichkeit und treuem Gehorsam gegen die leitenden Autoritäten siegreich zum Wohl von Volk und Vaterland zu entfalten.

In tiefer Verehrung Eurer Exzellenz

ganz ergebener

A. Kardinal Bertram"

Juli 33: Beginn der Umgestaltung des Feuerlöschwesens im Sinne der von den Nationalsozialisten betriebenen Gleichschaltung aller Organisationen, Vereine und Verbände. Die Führungskräfte auf der Kreisebene wechselte man aus. Die alte, bewährte Devise der Feuerwehr „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" musste der neuen, demagogischen Ideologie weichen und ersetzt werden durch die Wahlsprüche „Alle für einen, einer für alle" und „Gemeinnutz geht vor Eigennutz".

19.08.33: Im Kirchlichen Anzeiger für die Diözese Aachen empfahl das bischöfliche Generalvikariat den Gläubigen, im amtlichen Verkehr mit den Behörden den Hitlergruß stets anzuwenden sowie gegebenenfalls allgemein diesen Gruß, so oft er jemandem entgegengebracht werde, in gleicher Weise zu erwidern.

09.11.33: Aufruf des Bischofs Josef Vogt von Aachen zur Wahl am 12.11.1933:

„Die deutsche Regierung hat den Völkerbund verlassen, weil er unserem Volke die Gleichberechtigung versagte. Sie wendet sich nunmehr an das gesamte deutsche Volk, damit es am 12. November sein eigenes Urteil über diesen bedeutsamen Schritt seiner Regierung fälle. Die Volksstimme will aber noch weit mehr sein als eine Deckung des Regierungsbeschlusses. Das deutsche Volk soll damit als Ganzes zu den übrigen Völkern eindrucksvoll reden und Gleichberechtigung, Frieden und Arbeit in machtvoller Geschlossenheit fordern. Es erstrebt damit drei Ziele, die sowohl der nationalen Ehre als dem christlichen Sittengesetz und Völkerrecht entsprechen. Es erscheint uns deswegen als vaterländische Pflicht, dem deutschen Vaterland und Volk wie bisher, so auch in der gegenwärtigen Schicksalsstunde die Liebe und Treue zu wahren und am 12. November die Einmütigkeit mit den übrigen Volksgenossen zu beweisen. Dabei vertrauen wir auf des Herrn Reichskanzlers Wort, dass nun endgültig unter die für so viele treue Staatsbürger schmerzliche Vergangenheit ein Strich gezogen ist und uns Katholiken das Friedenswerk des Konkordats unter Ausschluss von Abstrichen, Umdeutungen und Übergriffen gesichert bleibt.

† Josef, Bischof von Aachen"

11.11.: Aufruf der katholischen Geistlichkeit des Monschauer Landes an die Bewohner der Region zur Reichstagswahl am 12. November 1933:

„Wir Unterzeichner haben erkannt, dass wir am 12. November geschlossen eintreten müssen für den Frieden, die Ehre und Gleichberechtigung der deutschen Nation. Es gibt hierfür nur einen Weg: Mit Adolf Hitler für ein neues Deutschland! Erfüllt am 12. November Eure Pflicht, stimmt alle mit ‘Ja' und wählt Adolf Hitler und seine Getreuen."

Unterzeichnet war der Appell vom Bürgermeister i.R. Vogt, von einem Dechanten und sechs Pfarrern.

12.11.: Reichstagswahl und Volksabstimmung: Kann man bereits die im März stattgefundenen Wahlen infolge der einschneidenden Wahlkampfbeschränkungen für die nicht nationalsozialistischen Parteien sowie zahlreicher Verbote und Verhaftungen schon nicht mehr als frei, demokratisch und allgemein bezeichnen, so gilt dies erst recht für die Reichstagswahl und Volksabstimmung vom 12. November. Sie war die erste plebiszitär-akklamatorische Abstimmung unter dem Hitler-Regime. Zur „Wahl" standen eine Einheitsliste und zur Volksabstimmung ein suggestiv formulierter Text über Hitlers Regierungspolitik. Die Vorbereitung der Wahl bzw. des Volksentscheides war begleitet von einem kaum verhüllten antidemokratischen Vorgehen bei der Besetzung der Wahlvorstände, von einer lückenlosen manipulativen Beeinflussung der Wählerschaft seitens der NSDAP und der von ihr dominierten Staatsorgane. Hinzu kamen zahlreiche rigorose administrative Eingriffe in den Abstimmungsvorgang. Die Ergebnisse der Wahl bzw. Abstimmung waren dementsprechend eindeutig.

Im nachfolgend zitierten Wahlaufruf tritt die eklatante Bevormundung der Wähler klar zutage:

„So wählst Du am 12. November !

Bei dieser Wahl erhält jeder Wahlberechtigte einen grünen und einen weißen Stimmzettel.

Der grüne Wahlzettel ist für die Volksabstimmung und der weiße für die Reichstagswahl bestimmt.

Der Wähler hat bei der Volksabstimmung auf dem grünen Stimmzettel in dem Kreis unter dem vorgedruckten ‘Ja' sein Kreuz einzusetzen. Der Kreis unter ‘Nein' bleibt frei.

Auf dem Stimmzettel für die Reichstagswahl wird in den Kreis hinter dem Namen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei ein Kreuz eingezeichnet.

stimmzettel

So sehen die Stimmzettel aus, wenn Du richtig gewählt hast!"

15.12.33: Beseitigung des letzten Restes kommunaler Mitbestimmung per Gesetz durch die Nazi-Regierung: Auf der Grundlage des Gesetzes über das Feuerlöschwesen entzog die Regierung die Freiwillige Feuerwehr der Aufsicht durch die Gemeinden und wandelte sie um in eine Polizeiexekutive besonderer Art. In der Folgezeit verstärkten sich auch in der Feuerwehrgesetzgebung die Elemente der radikalen und rassistischen Ideologie.

19.09.34: Veröffentlichung eines Aufrufes im „Stadt- und Landboten", wonach in der Aufklärung zum vorbeugenden Brandschutz fortan die Volkswirtschaft als vorrangiges Maß ... bei Schadenfeuern angesehen werden sollte, wohingegen die geschädigten Einzelpersonen in ihrer Bedeutung zurücktraten.

10.04.38: Reichstagswahl: Lammersdorf hatte 604 Wahlberechtigte, von diesen stimmten 603 (= 99,8 %) mit „Ja", und einer votierte mit „Nein".

23.11.38: Verabschiedung des Feuerlöschgesetzes für das Deutsche Reich. - In der Einführung zu diesem Gesetz heißt es: „Die wachsende Bedeutung des Feuerlöschwesens vor allem für den Luftschutz erfordert, dass schon seine friedensmäßige Organisation hierauf abgestellt wird. Hierzu ist nötig die Schaffung einer straff organisierten, vom Führerprinzip geleiteten, rechtseinheitlich gestalteten, von geschulten Kräften geführte Polizeitruppe unter staatlicher Aufsicht." - Die 3. Durchführungsbestimmung zu obigem Gesetz legte fest: „Die Freiwillige Feuerwehr ist eine technische Hilfspolizeitruppe für Hilfeleistungen bei öffentlichen Notständen aller Art. Sie hat... im Auftrage der Ortspolizeiverwaltung die Gefahren abzuwenden, die der Allgemeinheit oder dem Einzelnen durch Schadenfeuer drohen, und die Aufgaben zu erfüllen, die ihr zur Durchführung des Luftschutzes gestellt werden."

Bei der Aufnahme in die Feuerwehr war in feierlicher Form vor versammelter Wehr folgender Eid zu leisten: „Ich schwöre: Ich will dem Führer des deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, die Treue wahren, ihm und meinen von ihm bestellten Vorgesetzten Gehorsam leisten und meine Dienstpflichten pünktlich und gewissenhaft erfüllen."

Mit dem Inkrafttreten dieser Verordnung wurden die von den Freiwilligen Feuerwehren gebildeten Vereine und Verbände (z.B. die Kreis-, Provinzial- und Landesfeuerwehrverbände...) aufgelöst.

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