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 17. Jahrhundert

Anf. d. 17. Jh.: Angesichts der um sich greifenden religiösen Auseinandersetzungen sowie des Anwachsens der Zahl der Protestanten, z.B. auch in Aachen, Schleiden und den Niederlanden, sammelte sich die katholische Kirche und ging zur Offensive über. Sie wollte weitere Einbußen verhindern und nach Möglichkeit verlorenen Einfluß zurückgewinnen. Es begann das Zeitalter der Gegenreformation, die man zuweilen auch katholische Restauration nennt. 

In unserem Gebirge wurde das Zentrum der katholischen Erneuerungsbewegung die Stadt Münstereifel. Die hier wirkenden Jesuiten gründeten das Gymnasium Sancti Michaelis. Um 1650 wurde die Jugend des Rheinlandes, ja des katholischen Europas, praktisch von Jesuiten erzogen. Auch die Universitäten waren ihre Domänen geworden. Zwei Patres waren in der Eifel ständig auf Reisen und hielten in mehr als 100 Pfarreien der Nord- und Südeifel acht-bis 14tägige Missionen ab. Dass die Eifel fast ganz katholisch geblieben ist, ist in hohem Maße dem Wirken der Jesuiten zuzuschreiben.

1618: Der Dreißigjährige Krieg begann. Er zog ganz Deutschland und große Teile Europas in Mitleidenschaft, verwüstete deutsche Städte, Dörfer und Fluren und kostete unzähligen Menschen Gut und Leben. Ebenso als internationaler Krieg um politische Macht wie als Religionskrieg um den Vorrang oder gar den Ausschließlichkeitsanspruch der einen oder anderen Glaubensrichtung, aber auch als Bürgerkrieg, stürzte er alles in Flammen und Elend.

Auch unser Heimatland wurde Kriegsschauplatz. Jahrelang seufzte das Jülicher Land unter den Heerhaufen der sich bekämpfenden Potentaten, die sich einquartierten oder brandschatzend, mordend und plündernd umherzogen und Menschen, Dörfer und Städte bis zum Letzten ausraubten.

1622: Etwa um diese Zeit wurde die Eisenhütte in Simonskall in Betrieb genommen. Schrtt für Schritt gelangte in den Eifeltälern, die reich an Eisenerzvorkommen waren, der Erzbergbau und die Eisenindustrie zur Blüte. 

Forcierung der Gegenreformation der katholischen Kirche im Monschauer Land. Es folgten lange Jahre der Unterdrückung der evangelischen Gläubigen beider Richtungen.

1624: Lammersdorf hatte 130 Einwohner und 23 Häuser.

1636: Wiederum grassierte die Pest im Lande.

1647: Ein Jahr vor Beendigung des Dreißigjährigen Krieges kam ein Vergleich zwischen den protestantischen niederländischen Generalstaaten und dem katholischen Pfalzgrafen von Neuburg zustande, der für eine Frist von zehn Jahren ausgelegt war und den Evangelischen beider Glaubensrichtungen einige Erleichterungen verschaffte. Als einer der Hintergründe ist wohl anzunehmen, dass infolge der Verarmung des Bauernstandes und der immer geringer ausfallenden Staatseinkünfte die Kassen leer waren und man nach neuen Einnahmequellen suchen musste. Da griffen die Herrscherhäuser nach jenem Mittel, das sie aus gleichen Gründen mit klingendem Erfolg schon früher gegen die verhassten Wiedertäufer angewandt hatten: Sie wurden duldsamer gegenüber den tüchtigen protestantischen Familien und ihren protestantischen Mitarbeitern, die z.B. in den Eifeltälern eine gewinnbringende Eisenindustrie sowie in Monschau und an anderen Orten eine ertragreiche Tuchindustrie aufgebaut hatten. Diese Produktionsstätten lieferten den Herrscherhäusern die Erzeugnisse der Eisenhämmer und die Tuche, die man zum Kriegführen benötigte. Aus diesen Quellen flossen für die Regierungen aber auch mancherlei Abgaben in klingender Münze, z.B. für die Erteilung von Konzessionen zum Betreiben der Unternehmen, für die Erzeugung und Abfuhr von Holzkohle aus den Wäldern zu den Eisenhütten und Tuchfabriken, für die Waffengerechtsame usw. –

1648: In diesem Jahr fand der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden offiziell sein Ende. Der Friedensvertrag wurde zwischen dem deutschen Kaiser einerseits und Frankreich und Schweden andererseits abgeschlossen. – Für die Eifel jedoch war der Friedensschluss noch nicht wirksam. In den Auseinandersetzungen der europäischen Mächte Spanien, Frankreich, Holland, Deutschland und der verschiedenen Dynastien blieb sie Kriegsschauplatz. Ihre Städte und Dörfer – auch in der Jülicher Eifel – bekamen nochmals die ganze Leidensskala der Kriegszeiten zu spüren.

Im Lagerbuch von 1649 sind nach Josef Kreitz folgende Zollstraßen , Fuhrwege und Fußpfade in Lammersdorf verzeichnet: 

Die Aachener und die Eupener Zollstraße führten zunächst gemeinsam aus dem Dorf hinaus und gabelten sich später. Um 1650 war das Dorf an der Abzweigung Kämergasse/Sonntagstraße zu Ende, denn hier begann das Hohe Venn. Der gemeinsame Verlauf beider Straßen war das Stück bis zum heutigen Bahnübergang an der „Kante“. Über die „Harth“ schlängelte sich ein tief eingeschnittener Hohlweg durch den trockensten Teil des Venns. Dass die „Harth“ nicht den gleichen Boden wie den des sie umgebenden Venns aufweist, sondern einen sehr sandigen, zeigt, dass sie zum ältesten Rodungsland im Lammersdorfer Venn gehört. Die 1,6 m breite Eupener Zollstraße führte wahrscheinlich über Petergensfeld – Vennkreuz ins Limburger Land, denn in westlicher Richtung durchquerte vom heutigen Fringshaus aus kein Weg das Hohe Venn. Die 11,5 m breite Aachener Straße verlief im Zuge der heutigen Bahnhofs- und Dürener Straße bis zur „Eich“ und dann in Richtung der heutigen Hahner Straße. Pastor Mathias Michael Bonn bezeichnete diese Straße als Stolberger Kupferstraße. Über sie rollten also die Erzeugnisse des schon in der Antike bekannten Messinggebietes um Stolberg;

ein Fuhrweg von ungefähr 6 m Breite, der sowohl ins Venn (Streuselt) als auch ins Feld führte; es kann sich hierbei nur um die heutige Stüttgesgasse handeln, die blind im „Brungaller“ (heutige Domäne) endet, der Bruch und Venn war; 

ein Fuhrweg von Karrenbreite, wahrscheinlich das heutige Scholzgässchen , der in die Feuerbrandswaldungen im Gebiet der heutigen Domäne führte; 

ein Fuhrweg durch die alten Hecken (Schißheck, Toddelheck, und Heckeltjen), wahrscheinlich die heutige Schießgasse; im Feldgeleit von 1566 wird die Flur „Schißheck“ bereits genannt. Der Weg hat seinen Namen nicht von seinem Zustand, sondern von der Flur, durch die er führte ;

ein Gässchen (genannt Königsgässchen) von der Breite einer Karrenspur, das zum „Feldchen“ und Bendchen führte und sich in einem Pfad in Richtung Haasmühle fortsetzte. Es führte danach zur Allmende, also zu einem Gebiet, das allen Bauern gemeinsam, und zwar hier als Weide, gehörte. Das Alter des Gässchens hat es als Hohlweg tief in den flachen Hang eingeschnitten;

ein karrenspurenbreiter Fuhrweg, bei dem es sich um die heutige Schindergasse, im Kataster Bruchgasse genannt, handeln muss; er geht über Paustenbach, überquert den Heppenbach und hat sich in den Paustenbacher Berg tief als Hohlweg eingesägt;

die heutige Sonntagsstraße, sie hatte bereits um 1650 und wahrscheinlich noch früher ihren Namen. Sie war nicht der Weg zur Pfarrkirche nach Simmerath; zu ihr gelangten die Gläubigen vielmehr durch den Schinder, die Königsgasse und die Nölenstraße ;

ein sehr breiter Weg, der den Berg hinunterführte; es kann sich nur um die Nölenstraße (heute Bergstraße) handeln; sie diente, als die Lammersdorfer noch ihre Toten auf dem Simmerather Friedhof bestatten mussten, als Leichenweg. „Unter Lammersdorf“ überquerte der Weg den Heppenbach und stieg am Simmerather Mühlchen vorbei hinauf zum Kirchhof. Dieser Leichenweg war früher sehr breit. Er ging bis an die Häuser heran, die heute nur noch mit ihren Gärten an die Straße grenzen. Mitte des vorigen Jahrhunderts bekam er eine Packlage, folgte nicht mehr dem Geröllweg unterhalb Reinhard Wilden, sondern wählte geringeres Gefälle. Im Tal überquerte er die Kall und führte im Halbhang über Witzerath nach Simmerath, während der alte Weg über den Heppenbach zur Simmerather Mühle ging; 

ein Fußpfad in einer Breite von nur etwa 50 cm muss parallel zur Schindergasse nach Monschau verlaufen sein. Wahrscheinlich erinnert an ihn der Pfad, der heute noch zur Heppenlag hinabgeht. Dieser Weg stellt auch zur Zeit noch den kürzesten Weg nach Simmerath dar;

ein Pfad, der in Richtung „Unter Lammersdorf“ auf den eigentlichen Kirchweg an der Kall führte.

1696: Ein junger Mann aus der Familie „weilden“ (heute Wilden) aus Lammersdorf kam im Juni im Walde bei Lammersdorf - „Am steinernen Kreuzchen“ - jämmerlich zu Tode. Ob er vom Blitz erschlagen, unter ein Pferdefuhrwerk geraten war oder beim Holzfällen verunglückte, ist nicht bekannt. Zum Gedenken an die traurige Begebenheit errichtete man das steinerne Kreuz. Es ist eines der ältesten Wegekreuze der Nordeifel und steht im Walde bei Lammersdorf – am Wege aus Richtung Forsthaus „Jägerhaus“ kommend am Fuße einer mächtigen Fichte. Mit Mühe kann man aus der verwitterten Inschrift noch Folgendes herauslesen: „... o 1696 den brachmott Ehrsamer Jungergesell weilden Thomas weilden seine Gewesene Sohn allhir Jammerlich Tott geblieben Gott Trost die . s .“

Neben der für uns heute seltsam anmutenden Rechtschreibung ist es bemerkenswert, dass in dem Datum als Monat noch der alte deutsche Name „brachmott“ für Juni angegeben ist. Genaueres über den Verunglückten und seine Familie ist nicht zu erfahren, da die Kirchenbücher und sonstigen Chroniken über diesen Fall schweigen.

1700: In Lammersdorf standen 60 Häuser. Der Ort zählte 360 Einwohner, gehörte zur Pfarre Simmerath und besaß eine kleine Kapelle aus Holz, welche bereits ganz baufällig geworden war. Die Bewohner beschlossen daher, ein neues Gotteshaus aus Stein zu errichten.

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