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Die Urkunde - ein Überblick

 

Wilhelm II., Herzog von Jülich und Herr von Monschau, hat von seinem Vater Schulden geerbt. Die Schulden waren mit dem Tode Wilhelms I. fällig, aber Wilhelm II. konnte nicht bezahlen. Reinhard von Schönau, der Gläubiger, gewährt Aufschub.
Es kommt zu einer Umschuldung. Eine erster Schuldtitel geht über 46000 alte Goldschilde.

 

goldschild



Urkunde Transkription
Wir Wilhelm van goitz genaden hertoge van Guilge greue van Valkenborgh ind heirre zu monyoien doin kund allen luden, ................... erfligener vallen ind anecome was, as vur seys ind veyrtzich dusint alder guldenre schilde, die eme na dode unss vurs(chrevenen) heirren ind vaders achterbleven, ind umbetzailt synt, welcher erfligeyt doch her Reynart, umb sunderlinger gunste ind truwen wille, diehe da-inne uns bewijset hait, willen vertzijen, ind die oevergeven, dat ouch wir billich van eme zu dancke genomen hain, ind nemen....

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Herzog von Jülich, Graf von Valkenburg und Herr zu Monschau, tun kund allen Leuten ,...[das Reinhard von Schönau Schuldbriefe ]...... besitzt, erblich an- und zugefallen ..., und zwar für 46000 alte Goldschilde, die ihm nach dem Tode unseres vorgenannten Herren und Vaters ausstehen (wörtl. ‚übrig geblieben sind’) und unbezahlt sind, in welcher Schuldsache aber Herr Reinhard , um besonderer Gunst und Treue willen, die er uns darin erwiesen hat, Aufschub gewährt und [auf sofortige Zahlung] verzichtet hat, was wir auch geziemend von ihm mit Dank angenommen haben und nehmen.....

 

Die Geldgeschäfte wurden durch Pfänder abgesichert. Reinhard besitzt das Land Kaster, beim heutigen Bedburg/Grevenbroich gelegen, als Pfand. Herzog Wilhelm II. der Nachfolger von Wilhelm I. kann die Schulden nicht begleichen und bedankt sich bei Reinard für den Aufschub, den Reinhard gewährt.

 

Urkunde Transkription
darumb bekennen wir in desem brieue ..... umb unss selues ind unser lande ind lude nutz ind beste, .... [das wir] .... oeuvercomen mit heren Reynarde van Schoynuorst und hain mit eme oeuuerdragen eyns gantzen steden kuyds ind weissel, as mit unser burch, slosse ind alincgne lande van Monyionen mit allen zubehoeren,so wilne die heirren van Valkenborch ind van Monyioen dat hauen ind zu besitzen plagen, mit den dorpen ind kirchspelen darzu gehoerende, zu wissen is der berch dan man nennt die Hoeue,...., die Kaldeherberge, Muetzenich, Louerscheyt, die zwey Menzenrait, Imcgenbroich, Komtze, Vroenrot, Lamberscheyt, Puystenbauch, Sementrot, Niederrolesbroich, Ouerrollesbroich, Kesternich; vortme in dem lande van Oeverrure, Wolfsyffen, Kaldenborne, Wardenberch, Moirsberch, Hetzingen und Eschauwel;....

...darum bekennen wir in diesem Brief ... zu unser selbst und unseres Landes Nutzen und Besten ...... [das wir] ... mit Herrn Reinhard, Herr von Schönforst, darin überein gekommen sind und mit ihm eine vollständige und dauer-  hafte Auslösungs abmachung und einen Tausch vereinbart haben, und zwar mit unserer Burg, Festung und dem ganzen Land von Monschau mit all seinem Zubehör, so wie es früher die Herren von Valkenburg und von Monschau innezuhaben und zu besitzen pflegten, mit den dazugehörigen Dörfern und Kirchspielen, nämlich der Berg, den man nennt Höfen, .., Kalterherberg, Mützenich, Lauscheid, die zwei Menzerath, Imgenbroich, Konzen, Frohnrath, Lammersdorf, Paustenbach, Simmerath, die Nieder rolesbroich, Strauch, Kesternich; weiter in dem Land von Überruhr Wollseifen, Kalten born, Wartenberg, Morsbach, Hetzingen und Eschauel

 

 

Es folgt die Aufzählung weiterer Orte außerhalb des Monschauer Landes, von Personal, von weiteren Nutzungsrechten, Renten, Pachten, Wasser- und Mühlenrechten, u.ä.
Eine weitere Schuld von 10000 Schilden wird berücksichtigt. In Summe geht es also um eine Schuld von 56000 alten Schilden.

 

Urkunde Transkription

Vortme want deselue her Reynart die burch, stat ind lant van Caster ..... uns erfligen ind zu ewigen dagen wedergegeuen ......hain denseluen in urber syn ind syner eruven as in eyme gantzen steden kuyde ind weissele gesat in unse alincgne lant, stat ind burch van Monyoie ind in allet dat, dat van alders zu Monyoie gehoerende is ind binnen den peilsteden van Monyioe gelegen is,

Weiter: Weil derselbe Herr Reinhard Burg und Stadt und Land Kaster .... uns zu erblich und für immer zurückgegeben .... So haben wir denselben eingesetzt in seine und seiner Erben Einkünfte durch eine vollständige, dauerhafte Auslösungs abmachung und einen Tausch gegen unser ganzes Land, Stadt und Burg von Monschau und gegen alles, was von Alters her zu Monschau gehört und innerhalb der Landesgrenzen von Monschau gelegen ist.....

  Transkription:Dr. Elmar Neuß

 

Der Herzog verspricht, Reinhard in seinen Rechten zu lassen bis die Schuld bezahlt sei. Es folgen Modalitäten der Rückzahlung und weiterer Schuldansprüche. Nach erfolgter Rückzahlung soll Reinhard oder seine Erben das Land Monschau räumen und auf die Nutzungsrechte verzichten.

Alle Einwohner des Landes Monschau werden angewiesen, Reinhard zu huldigen, d.h. seine Autorität als Landesherr zu bestätigen.

Im Weitern folgen vertragliche Absicherungen der Herrschaft Reinhards und seines Besitzstandes; so die Verpflichtung des Herzogs, Reinhard in seinen Rechten nicht zu behindern und Reinhards Rechte auch mit Waffengewalt gegen andere zu schützen. Der Herzog willigt ein, dass das Haus Jülich ehrlos genannt werden kann, sollten der Herzog oder seine Nachkommen Reinhard Schaden zufügen.

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Eine Warumfrage zur Siedlungsgeschichte unserer Region

 

Weg zur Feuerbrandwaldung

 

Vom Klima unseres Ländchens....Es ist .... rauh, kalt, feucht und sehr abwechselnd. ... [Wenn es] spät im Herbst oder Frühjahr im flachen Land regnet [fällt] hier gewöhnlich Schnee. Daher die größere Kälte und das spätere Reifwerden der Früchte und Gemüse. ... Unser Winter ist strenge und lang anhaltend. Gewöhnlich fällt tiefer Schnee. ....1

Sagen Sie selbst, möchten Sie in einem Land leben, gar einen Garten pflegen oder einen Acker bebauen wollen, das so beschrieben wird?
 

Montjoie ist, im Ganzen genommen, ein sehr unangenehmes, unfruchtbares, bergichtes Land. Der Boden ist schlecht, mager und kalt und die gute Erde liegt beinah überall nur sehr dünne auf dem Schiefergestein. 2

Ich nehme an, dass Sie lieber in einer lieblichen Gegend leben möchten. Warum haben sich aber dann vor jahrhunderten Menschen in diesem Landstrich niedergelassen, obwohl deren Lebensbedingungen ungleich schwieriger waren als die heutigen?

 Weiterlesen

B.M.

1) Dr.Ch.Jonas (1801) Geographische und naturhistorische Beschreibung des Monschauer Landes
2) ebenda


Ein Gesprächsrunde zur politische Situation im Umfeld des Vertrages von 1361

 

 

Die Personen der Runde:

Moderator GeWe
Wilhelm I., Herzog von Jülich - würdiger Herr mit Schlapphut, Umhang und Silberstock

Wilhelm II., sein Sohn - trockener Pragmatiker, farbloser Sanierer

Reinhard von Schönau, Herr zu Schönforst - nach Art eines englischen Bankers, Silberstock

 

 

Die Handlung:



Moderator:
Meine Damen und Herren, wir haben jetzt einen kurzen Überblick über die damaligen Ereignisse erhalten.
Lassen wir jetzt die betroffenen Personen zu Wort kommen.
Wir begrüßen Herzog Wilhelm I. von Jülich, seinen Sohn Herzog Wilhelm II. von Jülich und Chevalier Reinhard von Schönau, Herr zu Schönforst

(Die Personen kommen nacheinander in das beleuchtete Feld und nehmen Platz; ein Stuhl bleibt leer.)

Leider müssen wir auf die Anwesenheit des Herzogs von Brabant verzichten. Er ließ uns durch einen Boten ausrichten, er wäre gerne gekommen, jedoch ein höllisch brennendes Problem halte ihn zurück.

Moderator:

( wendet sich an Wilhelm II.)

Durchlaucht, wie geht es ihnen?

Wilhelm II.: (schaut etwas verdutzt - die anderen Gesprächsteilnehmer grinsen - er antwortet brüsk)
Was soll diese Frage an jemanden, der über 600 Jahre tot ist! - Kommen sie zur Sache, weshalb haben sie mich herbestellt?

Moderator: ( leicht pikiert, wegen der schroffen Reaktion)
Gnädigster Fürst, sie haben ihrerzeit mit Herrn Reinhard den Vertrag, der Anlaß zu diesem Treffen ist, abgeschlossen. In diesem Vertrag geht es auch um die horrende Summe von 56000 Goldschilden, die sie Reinhard schulden. Wie kam es zu dieser immensen Schuld?

Wilhelm II.: (sachlich, mit unterdrückter Empörung)
Diese Schulden habe nicht ich gemacht! - Wie allen bekannt ist, habe ich sie von meinem seligen Vater übernehmen müssen. Als Herr des Landes hatte er diesen Schuldenberg aufgehäuft und das ziemlich leichfertig. Na ja, sie kennen das ja auch aus ihrer heutigen Situation: Bezahlen müssen die nachfolgenden Generationen. Das Muster ist ihnen ja nicht fremd.

Moderator:
Inwiefern sprechen sie von leichtfertigen Schulden?

(Wilhelm I. hebt protestierend die Händ, der Moderator macht eine beschwichtigende Handbewegung.)

Wilhelm II.:
Bedenken sie die schweren Zeiten, die damals herrschten. 1342 gab es im ganzen Reich eine fürchterliche Hungersnot, es gab Unruhen, dann folgte die Pest.
Es trifft durchaus die Wahrheit, dass mein seliger Vater sich um das Ansehen des Herzogtums im Spiel der abendländichen Mächte mehr kümmerte als um eine effektive Verwaltung des Herzogtums.

Wilhelm I.: (fällt ihm aufgebracht ins Wort)
Und was hat mein Herr Sohn besonderes geleistet? Unter meiner Herrschaft hatte Jülich eine Stimme, der man im Reich und darüber hinaus Gehör schenkte. Ach, was soll ich mich echauffieren, es bekommt meiner Gesundheit nicht.

(wieder Grinsen in der Runde)

Wilhelm I.: (fährt fort)
Doch zuerst ein Wort an meine lieben Lamberscheyter Untertanen.
Ihr edlen Lamberscheyter, ich spüre, dass ihr mich nicht vergessen habt?

Wilhelm II.: ( beugt sich zu Reinhard hin und fragt flüsternd)
Wo sind wir hier?

Reinhard:
Lamberscheyt, heute heißt es Lammersdorf, wenn ich nicht irre.

Wilhelm I.: (läßt sich durch diese kurzen Zwischenbemerkungen nicht unterbrechen)
Was den Vorwurf der Verschwendung angeht, so ist es ja nicht dabei geblieben! Meine Söhne - ich rufe Gott zum Zeugen an - haben frevelnd die Hand gegen ihren eigenen Vater erhoben. Sie warfen mich mit dem Vorwurf der Schuldenmacherei ins Gefängnis. - Die damals übliche Form der Entmündigung - im günstigsten Fall.

Moderator:
Durchlaucht, nun ist aber offensichtlich, dass sie hohe Schulden aufgehäuft haben. Wir haben heute ähnliche Fälle, in denen man Ländern nahelegt, ein Insolvenzverfahren einzuleiten.

Wilhelm II.:
Papperlapapp! - Insol-was? -
Ich hatte stets den treuen Reinhard an meiner Seite, beschlagen in Finanzgeschäften (und etwas süffisant) und stets auf unseren Vorteil bedacht, nicht wahr? - Doch zurück zum Vorwurf, ich sei ein Verschwender gewesen!
 Als Mehrer Jülicher Macht stand ich in der Tradition meiner Vorgänger. Unter meiner Herrschaft erreichte Jülich den Höhepunkt seiner bisherigen Macht und seines Ansehens.


Moderator:
Was bedeutet das konkret?

Wilhelm I.: (mit Pathos)
Wie sie wissen, war ich mit Johanna von Holland verheiratet, deren Schwestern mit dem englischen König und mit Kaiser Ludwig vermählt waren. Ich war also der Schwager des englischen Königs und des Kaisers.

Wilhelm II.: (wirft etwas gehässig ein)
Ja, mit sehr kostspieligen Konsequenzen!

Wilhelm I.: (überhört das)

Moderator: (spricht Wilhelm II. an)
Durchlaucht, kommen wir zurück zu dem Vertrag. Dort sagen sie, der Abschluss sei zu ihrem und ihres Landes Nutzen geschehen. Können sie uns erklären, worin der Nutzen des Tausches von Kaster gegen Monschau bestand?

Wilhelm II.:
Nun, dazu müssen sie sich die politische Konstellation, die sich in der Monschau - Valkenburger Erbangelegenheit herausgebildet hat, betrachten. Wie sie wissen hatte mein Vater keineswegs alle Erbanteile in dieser causa in seine Hand bekommen - ein Schwachpunkt in der Jülicher Position. Machtpolitisch war der Zustand stabil, solange nicht jemand von ähnlichem Gewicht wie Jülich Ansprüche stellen würde. - Kaster hingegen konnte uns nicht streitig gemacht werden. Deswegen der Tausch.

Moderator: (spricht Reinhard an)

Chevalier, wo war ihr Nutzen?


Reinhard:
Zuerst wurden meine Finanzgeschäfte mit dem Haus Jülich etwas übersichtlicher - aber das war von nachrangiger Bedeutung. Wesentlich war, dass ich eine zweite Chance bekam, nahe meiner Herrschaft Schönforst ein Territorium zu gewinnen.

Wilhelm I.:(etwas aufgebracht)
Sie waren nur Pfandhalter, nur Pfandhalter! Nach Ablösung der Summe hätten sie Monschau räumen müssen.

Reinhard:(sehr höflich)
Mit Verlaub, gnädigster Fürst, an eine baldige Ablösung der Schuld glaubte weder ihr Sohn noch ich.

(Wilhelm II. nickt)

Reinhard: (zu Wilhelm I.)
Es ist ihnen wohl auch nicht verborgen geblieben, dass nach meinem mißglückten ersten Versuch, die Herrschaft Monschau zu erwerben, ich mich verstärkt Brabant zuwandte. Nachdem mir unerwartet nach ihrem irdischen Ableben nun diese zweite Chance zugefallen war, nutze ich jede Gelegenheit, meine Herrschaft in Monschau zu festigen. Ich unterstützte deshalb die Position der Herzöge von Limburg und Brabant, Wenzel und Johanna, die sich als die rechtmäßigen Erben der Monschauer Herrschaft sahen. Ich stellte ihnen 1364 die Gelder zur Verfügung, die Erbanteile der übrigen Schwestern Johanns zu erwerben.

Wilhelm I.:
Und?


Reinhard: (mit verhaltenem Triumph)
Nun war genau die Situation eingetreten, von der ihr erlauchter Sohn soeben gesprochen hat, Jetzt waren zwei gleichstarke Anwärter auf das Monschauer Erbe auf dem Plan, die sich quasi gegenseitig neutralisierten. Solange dieser Zustand andauerte, war meine Stellung in doppelter Weise gesichert, einmal durch diese politische Pattsituation, zum anderen durch die immensen Schulden beider, die ja erst getilgt werden mußten.

Moderatur: (verblüfft)
Das ist ja raffiniert!

Wilhelm I: (süffisant)
Ja, ja, der Schönforster, ein Schlitzohr - immer auf unseren Vorteil bedacht!

Wilhelm II. (an Wilhelm I.)
Ich habe sie ja immer gewarnt, ihn nicht zu unterschätzen.
Die Pattsituation blieb - Gott sei´s gedankt - nur bis zu unserem Sieg über Brabant im Jahre 1371 bestehen. Die Brabantsche Politik drückte uns schon seit geraumer Zeit mit ihrem Drang nach Osten. Durch unseren Sieg konnten wir Brabant nachhaltig schwächen. In der Folge blieben nur noch unsere großen Schulden als Grund für die Schönforster Herrschaft in Monschau.

Reinhard: (zufrieden)
Und das lange!

Moderator:
Meine Herren, ich danke ihnen für diese Auskünfte.
Im Übrigen blieb Monschau bis zum Tode des kinderlosen Johann II. 1434 im Besitz der Schönforster. Nach seinem Tode ging die Monschau - Valkenburger Erbauseinandersetzung in eine weitere Runde - aber das ist eine andere Geschichte.


 

 

Sollten sie, meine Damen und Herren, weitere Informationen zum Thema wünschen, so empfehle ich ihnen Florian Gläsers Schrift "Schönau-Schönforst..." die sie im Netz finden und den Aufsatz "Jülichs Vorstoß in den Eifelraum und die Bedeutung der Jülicher Eifel" von Heinz Renn.

 

 

Fazit

Zwischen dem 11. und 13. Jh., mit Höhepunkten im 11. Jh. herrschte in Mitteleuropa ein günstiges Klima, sodass man von einer mittelalterlichen Warmzeit sprechen kann.
Die Folgen für unsere Region und für ganz Mitteleuropa waren verlängerte Vegetationszeiten, Verschiebung der ersten und letzten Fröste, weniger Mißernten, weniger Hungersnöte, bessere Ernährung, geringere Sterblichkeit und damit steigende Bevölkerungszahlen. Die Bevölkerungszunahme führte zuerst in den Altsiedlungsgebieten in der rheinischen Bucht zum verstärkten Landausbau, d.h. in der Umgebung von Orten wurden verbliebene Waldflächen gerodet und landwirtschaftlich genutzt. Darüber hinaus kam es zu Neugründungen von Orten und verstärkt zu Stadtgründungen. In dem Maße, wie die Lebensverhältnisse dort für eine zunehmende Zahl von Menschen ungünstiger wurden, drängten sie in nahezu unbesiedelte Regionen wie das Monschauer Land, um dort durch Rodung an geeigneten Stellen landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu schaffen. 15

Kommen wir zum Schluss noch einmal auf die düstere Charakterisierung des Monschauer Landes durch Jonas zurück:
Unser Ergebnis zeigt, dass das Monschauer Land im 11. bis 13. Jh. klimatisch keineswegs ein für Landwirtschaft unwirtliches Gebiet war.18 Jonas´ Beschreibung passt eher zu einer Klimasituation aus der Kleinen Eiszeit, die auch von niederländischen Meistern des 16. und 17. Jh. in vielen Bildern eindrucksvoll belegt worden ist.



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"Ijsvermaak", so ist das gezeigte Bild von Hendrik Avercamp, dem Maler vieler Winterszenen, benannt. Er lebte am Übergang des 16. zum 17.Jh. Zu dieser Zeit froren die holländichen Kanäle und Grachten wesentlich häufiger zu als in unserer Zeit. Die kleine Eiszeit endete im 19. Jahrhundert.

 

 


15) Dass bei dem dargestellten Bevölkerungsdruck eine Lenkung der Besiedlung auch durch Anreize der Landesherrschaft stattfand, sei dahingestellt. So weist E.Neuß in seinem Aufsatz „Zur Grundlage der 650-Jahrfeiern im Monschauer Land im Jahre 2011“ auf das 1549 dokumentierte alte Recht der Einwohner des Monschauer Landes hin, jederzeit an geeignet erscheinenden Stellen roden zu dürfen.
Abel (Geschichte der deutschen Landwirtschaft) spricht von „Rodung macht frei“ in Anlehnung an die Parole „Stadtluft macht frei“.
16) Blümel schreibt dazu: "Die Anbaugrenze in den deutschen Mittelgebirgen reichen ca.200m höher als gegenwärtig. Es begann damit eigentlich die Erschließung dieser Räume bzw. Höhenstufen."

Aus dem Leben des Gottfried Krapp, Lehrer in Lammersdorf

1834 - 1850

Erste Schule von Lammersdorf 1826

Acht Jahre nach Eröffnung des ersten Schulhauses in Lammersdorf trat Gottfried Krapp 1834 dort eine Stelle als Lehrer an.
Als Lehrer stand Krapp in einer langen schulischen und berufständischen Entwicklung. Seine Arbeitsbedingungen und Lebensumstände  sind eine exemplarische Momentaufnahmen eines Lehrerlebens in einer nicht begüterten Landgemeinde in damaliger Zeit. 

Gottfried Krapp war ein Sohn des Försters Josef Wilhelm Krapp und der Petronilla Heymich. Er wurde 1797 in Hambach geboren.1) 1830 heiratete er die Magdalena Ziliken aus Gey, wo er bis 1834 eine Lehrerstelle inne hatte.2) 
In Straß bei Gey wurden dem Ehepaar zwei Söhne, in Lammersdorf  drei weitere Kinder geboren. 

Die Familie wohnte mit diesen fünf Kindern im Lammersdorfer Schulhaus, das im oberen Bild zu sehen ist. Dieses Schulhaus war 1826 zur eher allgemeinen Unzufriedenheit fertiggestellt worden. Im Jahre 1845 berichtete der Lammersdorfer Pfarrer Bonn von einem Brief, den sein Vorgänger Strunk im Jahre 1834 geschrieben hat:
„Bekanntlich ist das Schulhaus in Lammersdorf in so traurigem Zustand, daß ... der Einsturz drohet. Die Wohnung der Lehrers ist [auch jetzt noch 1845, Pfr. Bonn] durch starke Regengüsse so verdorben, daß auch die festeste Gesundheit zugrunde gehen muß.“ 3)

Es war von alters her üblich, dass dem Lehrer, wenn er nicht ortsansäßig war, eine Wohnung zur Verfügung gestellt wurde. Krapp und seine Familie hatte in Lammersdorf eine eignen, wenn auch kaum zumutbare Wohnung. Vergleicht man diese Situation mit der eines Lehrers Keuper in Monschau aus dem Jahre 1732, der im Bürgerhaus seine Wohnung partiell mit dem Stadtrat teilen mußte4), so hatte Krapp aus heutiger Sicht vielleicht etwas mehr Privatsphäre aber kaum mehr.

Darüber hinaus ist in Lammersdorf kein Mitglied der Krappfamilie gestorben. Sie mußten wohl, glaubt man dem Urteil des Chronisten, über eine außergewöhnliche Widerstandskraft verfügt haben.

 


1) https://familysearch.org/
2
) Schulchronik Gey
3) Bonn, Mathias; Gedenkbüchlein für Lammersdorf im Kreise Monschau oder Sammlung geschichtlicher Notizen zunächst über die Kirche daselbst; in Katholische PfarrgemeindeLammersdorf einst und jetzt, Josef Kreitz und Herbert Arens; S.27
4) Neuß, E.,Die Anfänge des Elementarschulwesens in Stadt und Land Monschau;Das Monschauer Land Jahrbuch 21.Jg. 1993; S.94

 

 

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